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Portweine - Performance nur mit viel Geduld

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Es ist vielleicht nicht das charmanteste Statement aus dem umfangreichen Zitatenschatz großer Ökonomen, aber es lässt zumindest ein gesundes Maß an Pragmatismus erkennen: »Langfristig sind wir alle tot«, schrieb der Wirtschaftswissenschaftler John Maynard Keynes einst seinen stets auf lange Sicht planenden Zeitgenossen ins Stammbuch. Tatsächlich braucht, wer in Sachwerte ohne laufende Rendite investiert, in der Regel einen langen Atem, bevor er sich über Wertzuwächse freuen kann. Trotzdem sollte dem Anleger ausreichend Zeit bleiben, um die Früchte seines Investments standesgemäß zu genießen. 

Interessant erst nach mehreren Jahrzehnten Lagerzeit 

Bei Jahrgangsportweinen (Vintage Ports) kann das mitunter schwierig werden. Denn die Spezialität aus Europas Südwesten wird erst nach mehreren Jahrzehnten Lagerzeit interessant – für Anleger ebenso wie für Weinfreunde. »Erst bei älteren Jahrgängen kommt der richtige Trinkspaß durch die enorme Komplexität und Reife dieser Weine voll zum Tragen«, meint Michael Unger, Gesellschafter des Weinauktionshauses Koppe und Partner sowie – gemeinsam mit Bruder Wulf – Chef eines Weinhandels im bayerischen Frasdorf. Wertsteigerungen sind daher nur bei wirklich alten Vintage Ports aus großen Jahrgängen zu erwarten (siehe Investmentkompass). »Grundsätzlich entwickeln sich die Preise für Portweine extrem träge«, sagt Michael Unger. Es handele sich um einen klaren Käufermarkt, was nichts anderes bedeutet, als dass die Preise günstig und die Angebote groß sind. Wer eine Analogie zur Börse sucht, wird sie schnell finden: Wenn Bordeaux-Weine die Standardwerte sind, dann gleichen Vintage Ports eher preisgünstigen Nebenwerten mit spekulativem Potenzial.

Vintage Ports spielen eher eine Nebenrolle

Dass man mit gesuchten Bordeaux-Weinen und großen Burgunder-Jahrgängen Geld verdienen kann, hat sich sogar bei weniger vinophil ausgerichteten Anlegern herumgesprochen. Aber die Weine aus den traditionsreichen Port-Betrieben, von denen die meisten in den verwinkelten Gassen von Vila Nova de Gaia unweit der portugiesischen Stadt Porto zu finden sind – gelten eher als »Kaminfeuer-Drink« und nicht unbedingt als Investment. Das jedoch sei eine typisch zentraleuropäische Sichtweise, stellt Stefan Sedlmeyr vom Auktionshaus Munich Wine Company fest. »Vintage Ports spielen in unserem Auktionsgeschäft zwar keine große Rolle. In Großbritannien sieht das aber schon wieder anders aus.« Dort richteten Sotheby’s und Christie’s hin und wieder spezielle Port-Auktionen aus – vor allem im Herbst und Winter. 

Sogar im Londoner Liv-ex 500, dem im Vergleich mit dem Liv-ex 100 marktbreiteren Preisindex für Top-Weine, sind Vintage Ports gelistet, wenngleich die Gewichtung mit 0,8 Prozent sehr gering ausfällt. Berücksichtigt werden Ports aus den Spitzenhäusern Taylor und Fonseca. 

Verwirrende Fachbegriffe auf den Flaschen-Etiketten 

Die zahlreichen Fachbegriffe, die auf den Flaschen-Etiketten zu finden sind, verwirren den Einsteiger in die Welt des Ports zunächst: Ruby, Tawny, ­Colheita oder das ein wenig kryptisch anmutende Kürzel L.B.V. Der junge Ruby-Port ist ein preiswertes Produkt und für den baldigen Konsum bestimmt. Tawnys lagern länger und werden nach ein paar Jahren in kleinere Fässer umgefüllt. Durch den Kontakt mit der Luft oxidieren sie mehr und altern schneller. Daher rührt ihre im Vergleich mit den Rubys hellere Farbe. Bei einem Colheita handelt es sich um einen Portwein, der aus verschiedenen Trauben eines Jahrgangs besteht. Er wird nach mindestens sieben Jahren Lagerung im Fass in Flaschen abgefüllt. Auf dem Etikett eines Colheitas ist daher immer das Erntejahr vermerkt. Die Abkürzung L.B.V. steht für ­Late Bottled Vintage Port. Er darf nur aus Trauben eines Jahrgangs hergestellt werden und lagert zwischen vier und sechs Jahre im Fass, bevor er in Flaschen abgefüllt wird. 

Ältere Jahrgänge sind erste Wahl

Auch ein Vintage Port beginnt zunächst als Ruby. Deuten Tests aber darauf hin, dass es sich um einen wirklich großen Jahrgang handelt, wird der Wein auf Flaschen gezogen. Denn diese Spitzen-Ports weisen gegenüber den preiswerteren Weinen einen wichtigen Unterschied auf: Sie reifen in Flaschen und nicht in Fässern oder Tanks. Mindestens zehn Jahre sollten Vintage Ports lagern. Die kostbaren Jahrgangsportweine sind freilich wesentlich älter. Manche »überleben« sogar ihre stolzen Besitzer. »Vintage Port entwickelt sich sehr langsam. Es macht also Sinn, ältere Jahrgänge vorzuziehen. Die findet man am Markt relativ gut«, sagt Michael Unger. Er empfiehlt keine jüngeren Vintage Ports als aus dem Jahr 1977.

Vintage Ports sind zum Teil 100 Jahre und älter

Portwein-Experte Axel Probst von »World of Port« teilt diese Meinung. Unter Investment-Aspekten seien Vintage Ports ab den 1970er-Jahren und älter interessant. Wer nicht nur Geld, sondern auch noch viel Zeit investieren möchte, kann sich aber durchaus für einen jüngeren Vintage Port entscheiden. Der Jahrgang 2000 zum Beispiel gilt in Kennerkreisen ebenfalls als exzellent. Manche Vintage Ports jedoch sind 100 Jahre und älter. Dass sie so lange gelagert werden können, hängt mit der typischen Produktionsmethode zusammen. Der junge Portwein wird durch den Zusatz von Branntwein »aufgespritet«, was die Umwandlung von Zucker in Alkohol stoppt. Während der anschließenden Fasslagerung sollen sich Wein und Branntwein »versöhnen«, also eine harmonische Einheit bilden. Ports weisen dadurch einen hohen Alkoholgehalt auf, was sie lange lagerfähig macht.

Vierstellige Preise pro Flasche sind eher selten

Verglichen mit Bordeaux-Weinen sind selbst alte Vintage Ports aus großen Jahrgängen derzeit noch günstig zu haben. »Die Preise für Top-Portweine bewegen sich fast alle im dreistelligen Bereich. Vierstellige Preise pro Flasche sind sehr selten«, sagt Axel Probst. Ein Port aus den 1970er-Jahren und aus gutem Hause sei zu Preisen zwischen 100 und 130 Euro zu haben. Für einen Vintage Port von Taylor aus dem Jahr 1963 sollte man schon über 400 Euro rechnen, ein Graham Vintage Port aus dem Jahr 1955 dürfte über  800 Euro kosten. 

Geteilte Meinungen zum Wertsteigerungspotential

Zumindest ebenso wichtig wie günstige Einstiegspreise erscheint das Wertsteigerungspotenzial. Und in dieser Hinsicht gehen die Meinungen der Experten auseinander. »Prognosen für zukünftige Preisentwicklungen zu geben, wäre Kaffeesatzleserei. Nur wenn wirklich potente Märkte wie Asien und Nordamerika eine Trendwende einleiten, würde dies zu einem signifikanten Anspringen des Portwein-Marktes führen«, sagt Michael Unger. »Auf Sicht« sehe er aber leider keine Veränderung. Axel Probst gibt sich da etwas optimistischer. Er glaubt, dass der stark ausgeprägte Luxus-Trend in den asiatischen Staaten früher oder später alte Vintage Ports erfassen werde. Und wenn nicht, bleibt immer noch die emotionale Rendite des Genusses eines alten Ports. Ob mit oder ohne Kaminfeuer.

Investmentkompass

Erste Adressen
»Alte Vintage Ports aus Top-Häusern kaufen – dann kann praktisch nichts schiefgehen«, empfiehlt Weinexperte Michael Unger. Zu den ersten Adressen zählt er zum Beispiel Taylor, Croft, Warre, Fonseca, Dow, Quinta do Noval, Graham und Niepoort. 

Große Jahrgänge 
Interessant erscheinen mir 1985 und der wenig beachtete Jahrgang 1980. Spitzenjahre für Vintage Ports sind ferner unter anderem 1977, 1970, 1966, 1955, 1945 und 1935. 

Infos von der Quelle
Portwein-Institut (Instituto do Vinho do Porto), www.ivdp.pt

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