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Schuhe - Historische Stücke erzielen ­Top-Preise

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Als die spätere Schweizer Bundespräsidentin Doris Leuthard noch Wirtschaftsministerin der Eidgenossen war, sprach sie in den Medien ganz offen über ihre Schwäche: Frau Ministerin hat einen Schuhtick. In einem Beitrag in der Schweizer Illustrierten präsentierte die Politikerin 25 Paar Schuhe und bekannte, sie wisse eigentlich selbst nicht so genau, wie viele Pumps, Mokassins und Stiefel sie sich in den vergangenen Jahren gegönnt habe. Doch darf man wohl davon ausgehen, dass es weit mehr waren als die in der Presse vorgestellten. Verglichen mit anderen Sammlerinnen extravaganter Schuhe dürfte die Kollektion der Schweizer Spitzenpolitikerin aber noch überschaubar sein.

Schuhlust oder psychologisch auffällige Sucht?  

Daphne Guinness zum Beispiel, die Erbin des irischen Brauerei-Imperiums, ließ im Jahr 2008 eben mal 300 Paar Edel-Treter versteigern – einfach, weil sie »Stauraum« für neue Modelle brauchte. Kerry Taylor, Chefin des gleichnamigen Auktionshauses in London, kennt diese Kundin gut und ist überzeugt: »Sie hat mindestens noch einmal so viele im Schrank stehen.« Von Mariah Carey wird kolportiert, der Popstar besitze mehr als 10.000 Paar Schuhe. Sogar die Psychologie befasste sich schon mit dem Schuhtick der Frauen: »Die Grenzen zwischen purer Schuhlust und einer psychologisch auffälligen Sucht sind nicht immer klar festgelegt«, stellt Diplom-Psychologin Lisa Fischbach fest.

Schuhe als exotische Form der Geldanlage? 

Ganz gleich, ob nun Lust oder Sucht, es beruhigt allemal das bei vielen Sammlern latent vorhandene schlechte Gewissen, wenn man jeden Neu­erwerb rational begründen kann. Männer mit ihrer zum Teil sehr ausgeprägten Affinität zu Uhren können darauf verweisen, dass hochwertige Zeitmesser immer auch einen gewissen Wert repräsentieren. Gesuchte Markenuhren aus der Schweiz und Glashütte erweisen sich – wie wir an anderer Stelle bereits ausgeführt haben – mitunter sogar als gute Form der Kapitalanlage. Kaum verwunderlich also, dass manche Frauen schon mal die Frage stellen, ob sich ihr Schuhtick irgendwie ökonomisch rechtfertigen lasse. Immerhin bekennt sich sogar Christine Novacovic (besser bekannt unter ihrem früheren Namen Licci) zu ihrer Leidenschaft für Schuhe. Sie sollte es eigentlich wissen, schließlich war sie früher eine der einflussreichsten Bankerinnen in Deutschland, dirigierte die Citibank und gehörte später dem Vorstand der HypoVereinsbank an.

Getragene Schuhe meist ungeeignet

Eignen sich also ausgefallene Schuhe als exotische Form der Geldanlage? Die Antwort enthält eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute: Ja, Luxus-Treter von Edel-Designern oder auch in limitierter Auflage hergestellte Sneaker können durchaus signifikant im Wert steigen. Die schlechte Botschaft: Man (oder besser: frau) darf sie in diesem Fall nicht tragen, sondern sollte sie am besten gleich in die Vitrine stellen. Denn einmal mit Füßen getreten, verliert sogar das edelste Schuhwerk deutlich an Wert. 

Historische Schuhe: je älter, desto teurer

Längerfristig könnten zum einen natürlich die Preise für ausgefallene Modelle der Top-Schuh-Designer zulegen: Jimmy Choo, Christian Louboutin, Azzedine Alaia, René Caovilla und Manolo Blahnik sowie Stiefel von Alexander McQueen. Nicht zu vergessen die Edel-Treter der Nobelmarken Chanel, Prada und Dior. Der Wert dieser Kultobjekte steigt in der Regel dann, wenn sich die Museen dafür interessieren. Aus Anleger(innen)sicht richtig Freude machen aber historische Schuhe. Dabei gilt grundsätzlich: je älter, desto teurer. Das Londoner Auktionshaus Taylor versteigerte vor vielen Jahren zum Beispiel italienische Damenschuhe mit loser Sohle aus dem 17. Jahrhundert. Erst bei 28.000 Pfund, das entspricht etwa 36.000 Euro, fiel der Hammer des Auktionators. 

Nachfrage durch Modemuseen treibt die Preise

Tatsächlich sind die Preise für historische Schuhe vor allem seit der Jahrtausendwende um mehr als 50 Prozent gestiegen. Grund hierfür sind nach Einschätzung des Auktionshauses Christie’s die zahlreichen weltweit gegründeten Modemuseen. Klarer Fall, wer historische Kleider präsentiert, braucht auch die dazu passenden Schuhe. Stark gefragt sind Modelle aus dem 17. und 18. Jahrhundert, gute Preise erzielt ferner ausgefallenes Schuhwerk aus dem 19. Jahrhundert. Gewisse modische Verrücktheiten können sich übrigens als wertsteigernd erweisen. Dazu zählen zum Beispiel Schuhe von Vivienne Westwood mit extremen Plateausohlen, die in den 1980er-Jahren für Aufsehen sorgten. In wenigen Jahren mehr als vervierfacht hat sich ferner der Preis für Stiefel aus der russischen Kollektion von Yves Saint Laurent aus der Wintersaison 1976/77. Sie kosten mittlerweile fast 1.000 Euro – vorausgesetzt freilich, sie sind ungetragen.

Für Freaks: Turnschuh-Investment

Relativ neu ist der Markt für Sneaker-Investments. Es gibt viele Geschichten prominenter Käufer oder besonderer Modell, über die in den Medien berichtet wurde. Mit etwas Glück und Gespür war es durch den geschickten Kauf und Verkauf von Sneakers in der Vergangenheit möglich, Renditen im zwei- und dreistelligen Bereich abräumen. Mit einem Kauf von Sneakers ließen sich für einige Modelle 25 Prozent Rendite im Jahr erzielen. Aber natürlich gab es auch spektakuläre Preise für exotische Sneaker.

Der Markt ist relativ neu und sollte sich zukünftig etablieren. Es ist völlig unklar, wie Sneakers sich in den kommenden zehn bis zwanzig Jahren entwickeln und ob es dann überhaupt noch einen funktionierenden Zweitmarkt gibt. 

Limitierte Turnschuhe von bekannten Designern überzeugten in den vergangenen Jahren sogar kurzfristig mit einer sensationellen Performance. Der Solebox Pup von Reebok etwa vervielfachte seinen Preis innerhalb weniger Tage, weil die starke Nachfrage engagierter Sneaker-Sammler auf ein beschränktes Angebot traf. Als die Turnschuhe des amerikanischen DJs Adam Michael Goldstein (DJ AM) nach dessen Tod versteigert wurden, boten seine Fans vierstellige Preise pro Paar. Fast 2.000 Euro für Turnschuhe, die einmal höchstens 200 Euro gekostet haben – gewiss keine Performance zum Davonlaufen. 

Die interessantesten Investment-Treter schuf aber vor einigen Jahren der Edel-Designer René Caovilla. Er schmückte ein paar zierliche Sandalen mit Rubinen, Saphiren und Diamanten und nannte einen sensationellen Preis von rund 90.000 Euro. Um es vor kleptomanen Anwandlungen schuhverrückter Kundinnen zu schützen, präsentierte das Londoner Kaufhaus ­Harrods das grazile Kunstwerk aus Riemchen, hohen Absätzen und Edelsteinen in einer Glasvitrine – bewacht von einer hochaggressiven Kobra namens Cedric.

Investmentkompass

In welche Modelle investieren?
Vor allem in historische Schuhe. Dafür müssen aber mittlerweile schon Preise im vierstelligen, teilweise sogar fünfstelligen Bereich gezahlt werden. Auch modische Extravaganzen aus den 1970er- und 1980er-Jahren sind begehrt. Wer auf zeitgenössische Modelle der großen Designer setzt, darf allenfalls langfristig auf einen Wertzuwachs hoffen. Die Einstiegspreise sind aktuell sehr hoch. Als Nischen-Investment kommen limitierte Sneaker in Betracht.

Worauf sollte man achten?
Getragene Schuhe taugen nicht als Anlageobjekte. Bei historischen Schuhen entscheidet naturgemäß der Erhaltungszustand über den Preis, wichtig sind außerdem die verwendeten Materialien und der Aufwand der Verarbeitung. Die Achillesferse von Schuhen ist die Sohle. Edel-Treter sollten daher kühl und dunkel aufbewahrt werden und niemals Sohle an Sohle lagern. 

Wo kaufen?
Historische Schuhe sind in der Regel nur über entsprechende Auktionshäuser zu beziehen. Zu den ersten Adressen gehört das Textilien-Auktionshaus Kerry Taylor (www.kerrytaylorauctions.com). Dass sich Sneaker als Investment zu etablieren scheinen, zeigt die Fülle an Plattformen wie stockx, flight club oder stadium goods oder die Turnschuhbörse Solemart in Paris oder Berlin.

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